Espace Public

Bilder

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Nähe und Ferne

Landschaften sind ein immer wiederkehrendes Motiv im Werk des Künstlers Erik Offermann, das er Anfang der 80er Jahre in Form von Fotoübermalungen in sein Oeuvre aufnimmt.
In diesen frühen Bildern ist seine Sicht auf die Landschaft und die Bilder von Landschaften von den Gemälden eines Caspar David Friedrich geprägt, die sich so tief in unsere Vorstellung einer romantischen Landschaft eingenistet haben, dass wir auch heute im 21. Jahrhundert oft nicht wirklich realisieren, ob wir die reale Landschaft als romantisch wahrnehmen oder das Bild, das uns seit langer Zeit durch die verschiedensten Medien vermittelt wird.
Besonders großen Anteil daran hat die Fotografie. Sie hat die Bildvorstellungen von Ferne, Nähe, Idylle und Romantik der Maler in ihr reproduzierbares Medium übernommen und massenhaft verbreitet.
Die Waldlichtung ist ein idyllischer Zufluchtsort für Großstädter geworden, seit Manet sein Frühstück im Grünen malte, und an den Seiten unbegrenzte Landschaften mit möglichst niedrigem Horizont sind seit Caspar David Friedrich zur Formel für unendliche Weite in der Landschaftsdarstellung geworden.
So kann sich auch Erik Offermann diesen Vorbildern nicht verschließen. Er nutzt diese Sehweisen ebenso wie andere Maler, die sich dem Thema widmen, doch er transportiert die Kompositionsformeln mit Wahrhaftigkeit in seine Bilder und füllt sie neu mit seiner Sicht.
Auch heute ist die Fotografie Teil seines künstlerischen Konzeptes, doch während sie in den frühen Fotoübermalungen ein wichtiger Teil des neuen Bildes blieb, ist sie jetzt in der Malerei von Erik Offermann nur noch im Hintergrund anwesend. Das Foto ist in die zweite Reihe zurückgetreten und wird zu einem Augenblick der erinnernden Vergangenheit. Er benutzt die Bildkomposition der Fotografie als Folie, die er im Medium der Malerei neu formuliert.
Seine Landschaftsbilder pendeln zwischen Nähe und Ferne. Die unendliche Weite einer Seelandschaft kann einem engen Tal in den Bergen oder einer Kölner Stadtsilhouette gegenüberstehen. Menschen zeugen durch schemenhaften Schatten von ihrer Anwesenheit in seinen Bildern.
Auch für seine neue Serie Espace Public, die von den öffentlichen Räumen in Köln erzählt, sind zielgerichtet im Vorfeld Fotos von ausgewählten Stadträumen entstanden, die die Aufmerksamkeit des Malers auf sich gezogen haben. Das Foto gesellt sich zu den Bildern des Kopfes - der Erinnerung - als Skizze für die Malerei. Es ist ein Informationsspeicher, aus dem sich die Malerei auf der Leinwand entwickelt.
Dieser öffentliche Raum ist für den Maler, der lange Zeit in Köln ansässig war, die ideale Landschaft, um mit Kompositionsschemen von Landschaftsblicken zu spielen, sie zu variieren und dadurch neu zu formulieren.
Er pendelt zwischen Nähe und Weite, Raum und Enge und bricht mit traditionellen Landschaftskompositionen, wenn er in einem Bild vom Rhein die rechte und linke Begrenzung wie ein Seestück öffnet, aber den Horizont verstellt. Dem gegenüber gelingt es ihm in den Parkansichten, seinen Bildern eine Bildtiefe zu geben, wenn er die Menschen auf einer Parkwiese zu schwindenden Flecken werden lässt, und auf diese Weise trotz des geschlossenen Hintergrunds den Eindruck von Weite malerisch erzeugt.
Durch das Perspektivspiel seiner neuen Bilder, verbunden mit den Verwischungen, die Unschärfe alter Fotos suggerieren, und der in Blau getauchten Landschaften, erzeugt Erik Offermann magische Bilder, die Landschaften zeigen und von unserer Suche nach dem Spagat zwischen Nähe und Ferne im Leben erzählen.

Gabriele G. Teuteberg